Naturschutz und extrem rechte Ideologien haben in Deutschland in Teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Diese macht auch vor Auschwitz nicht halt. Im Gegenteil. Während Auschwitz-Birkenau ein Ort menschlicher Vernichtung war, fanden zugleich Kartierungen und ornithologische Beobachtungen statt, wurden Pläne zur Begrünung von Auschwitz und der Errichtung einer Musterstadt erstellt. In Auschwitz treffen damit extreme und paradoxe Gegensätze aufeinander, wie an kaum einem anderen Ort. Diese weniger bekannte Perspektive einzunehmen und sich damit kritisch auseinanderzusetzen, ist das Ziel der gemeinsamen Gedenkstättenfahrt. Sie erweitert die Auseinandersetzung mit der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers um die Perspektive des (braunen) Naturschutzes.
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen dabei die Personen Werner Bauch, Günther Niethammer und Reinhold Tüxen. Werner Bauch war Mitglied der NSDAP und Landschaftsarchitekt. Zusammen mit Heinrich Wiepking-Jürgensmann sollte er die Begrünung des Vernichtungslagers Auschwitz umsetzen. Reinhold Tüxen war Botaniker und Pflanzensoziologe. Er wurde u.a. damit beauftragt, eine Vegetationskartierung in der Nähe von Auschwitz durchzuführen. Es ist davon auszugehen, dass die Vegetationskartierung als Grundlage der Neuordnung aller Wirtschaftsverhältnisse im Zusammenhang mit den Planungen einer „deutsch-völkischen Musterstadt“ stand. „Himmler plante in Auschwitz seit 1940 die größte landwirtschaftliche Versuchsstation Osteuropas. Großlaboratorien und Pflanzenzuchtstationen, Gestüte, Vogelzuchten und Gewächshäuser sollten entstehen. Häftlinge sollten für diese Vorhaben Ländereien trockenlegen, Gewässer anstauen und den Weichseldamm bauen“, schreibt die Historikerin Sybille Steinbacher.
Günther Niethammer war Ornithologe und SS-Obersturmführer. Er gehörte „zu jenem anfangs überaus exklusiven Kreis der SS-Angehörigen, die den Aufbau des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ab Oktober 1941, die ersten Versuche in den Gaskammern und schließlich den Beginn von Selektion und Massenvernichtung im Sommer 1942 unmittelbar miterlebten“, so der Historiker Swen Steinberg. Niethammer war als SS-Mitglied und Mitglied der Konzentrationslager-Wachmannschaften in Auschwitz tätig, bis er im Oktober 1942 abkommandiert wurde. Um seinen ornithologischen Interessen nachkommen zu können, bemühte er sich im Lager um weitere Aufgaben. Niethammer erhielt u.a. „ornithologische Sonderaufgaben“. Er war mit der Dokumentation der Avifauna um Auschwitz beauftragt. Dazu hatte er auch Zutritt zum Lager und zu den Bereichen, in denen das Vernichtungslager Birkenau entstand. Seine Dokumentation veröffentlichte er unter dem Titel „Beobachtungen über die Vogelwelt von Auschwitz“.
Die Gedenkstättenfahrt beginnt mit einem Auftakttreffen am 05. und 06.11. in Berlin. Von dort fährt die Gruppe am 07.11. mit dem Zug zur Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim /Auschwitz. Am 08. und 09.11. folgt der Besuch der Gedenkstätte und die weitere Auseinandersetzung mit der Geschichte. Den Abschluss der Fahrt bildet ein Besuch in Krakau am 10.11. und ein gemeinsamer Ausflug mit dem polnischen BirdLife-Partner OTOP. Damit wird der Bogen in die Gegenwart zum demokratischen und grenzüberschreitenden Naturschutz geschlagen. Die Rückreise nach Deutschland ist für den 11.11. vorgesehen.
Im Vorfeld der Gedenkstättenfahrt finden zwei bis drei Online-Treffen statt. Während dieser Treffen als auch während der Fahrt gibt es Raum für die Teilnehmenden, sich mit Inhalten und Reflexionen einzubringen.
Begleitet wird die Fahrt von Hans-Werner Frohn von der Stiftung Naturschutzgeschichte.
Der Teilnahmebeitrag beträgt bis zum Alter von 26 Jahren 200 €, ab 27 Jahren beträgt er 300 €. Sollte es damit Schwierigkeiten geben, melde dich gerne.
Es wird um eine zeitnahe und verbindliche Interessensbekundung an der Teilnahme gebeten! Das ist auch notwendig, um die Führung über die Gedenkstätte rechtzeitig buchen
zu können. Die Namen der Teilnehmenden müssen zum Zeitpunkt der Buchung angegeben werden und können im Nachhinein nur sehr bedingt geändert werden. Aus organisatorischen Gründen beinhaltet
die Interessensbekundung noch keine feste Platzzusage. Diese erfolgt später und richtet sich nach der Anzahl an Anmeldungen von Personen über und unter 27
Jahren.
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