Hinter dem imposanten Titel „Fokus Biologische Vielfalt – von der Naturerfahrung zur politischen Bildung“ verbirgt sich ein Projekt der NAJU, mit dem sie zwischen 2012 bis 2016 Kinder und
Jugendliche für die Bedeutung der biologischen Vielfalt sensibilisieren wollte.
Herzstück des Projektes waren umfangreiche Bildungsmaterialien für Schulen und Gruppen. Anhand von zehn Botschafterarten lernen Kinder und Jugendliche die biologische Vielfalt, ihre Funktionen
und ihre enge Verknüpfung mit unserem Alltag kennen. Die zehn Arten bieten spannende Einstiege in das Thema. Ihre Perspektive ist Ausgangspunkt für die Entdeckung ökologischer, wirtschaftlicher,
gesellschaftlicher und kultureller Zusammenhänge, welche den Alltag der jungen Menschen mit dem Leben der Arten verknüpfen.
Mehr zum Projekt und den Botschafterarten auf der Projekthomepage lesen.
Die Bildungsmaterialien können im NABU-Shop kostenfrei bestellt werden oder unter Publikationen gedownloaded werden.
Das Projekt fand in Kooperation mit dem Bund der Deutschen Landjugend, dem Landesjugendring Niedersachsen, der Katholischen Landjugendbewegung, den NABU-Einrichtungen Artenschutzzentrum Leiferde,
Wasservogelreservat Wallnau und Naturschutzzentrum Rheinauen, dem Stadtjugendring Wolfsburg und dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder statt.
Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Rahmen des Bundesprogramms
Biologische Vielfalt.
Biodiversität ist überall: Eigentlich läuft man ihr permanent über den Weg, man tummelt sich in ihr oder bedient sich ihrer Schätze. Und trotzdem ist Biodiversität ein weithin unbekannter
Begriff.
Per Definition versteht man unter Biodiversität, oder auch einfach biologische Vielfalt, die Vielfalt der Ökosysteme, die Vielfalt der Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. So
langweilig sich diese Definition auch erstmal anhört, Biologische Vielfalt ist eine der Grundvoraussetzung der Natur, in der wir leben. Die drei Ebenen der Vielfalt bedingen sich gegenseitig und
bilden ein komplexes ökologisches Wirkungsgefüge: Eine Art hängt häufig von der anderen ab und das Aussterben der einen, kann zum Verlust der anderen führen - Komplexe Ökosysteme erfordern
Artenreichtum, Artenreichtum erfordert genetische Vielfalt. Und umgekehrt. Je ausgeprägter beispielsweise die genetische Vielfalt ist, desto flexibler können Pflanzen und Tiere auf Veränderungen
der Umwelt reagieren, sich anpassen oder entwickeln. Hätte es vor der Eiszeit lediglich Dinosaurier gegeben, wäre unser Planet jetzt ziemlich leblos.
Die Anpassungsfähigkeit der Natur ist allerdings begrenzt – die Entwicklung von Arten benötigt oft mehrere tausend Jahre. Neben den bereits bestehenden Belastungen für die Natur, wie intensive
Landnutzung, die Verschmutzung der Umwelt sowie die Übernutzung natürlicher Ressourcen, muss sich die Natur – und somit auch die verschiedenen Arten - nun auf den vom Menschen verursachten
Klimawandel einstellen. Aufgrund steigender Temperaturen, niedrigerer Niederschläge oder sich verändernder Vegetationsperioden müssen sich viele Arten neue Lebensräume erschließen. Oder sich den
neuen Bedingungen anpassen – doch das kostet Zeit, die der rasante Klimawandel vielen der bis dato 1,8 Millionen bekannten Arten nicht lässt. Hinzu kommt, dass die so genannte grüne Gentechnik
heutzutage versucht, gezielte Eingriffe in das Erbgut von Pflanzen vorzunehmen. Ziel gentechnischer Anwendungen sei unter anderem die Verbesserung des Saatgutes. Doch neben ethisch-moralischen
Problemen besteht beispielsweise die Gefahr, dass die veränderten Gene ungewollt auf andere natürliche Pflanzen gleicher oder gar anderer Art übertragen werden, zum Beispiel durch Pollenflug.
Eine solche abrupte Veränderung der genetischen Eigenschaften bedeutet für viele Arten eine Umstellung, die sie nicht bewältigen können und somit vom Aussterben bedroht sind.
Neben dem ohnehin bedrohlichen Rückgang der Artenvielfalt - bereits heute sind circa 15.500 Arten vom Aussterben bedroht – hat auch die Veränderung des Klimas massive Auswirkungen auf die
Artenvielfalt der Erde. Das ökologische Gleichgewicht, so sind sich Forscher und auch Politiker einig, gerät ins Wanken. Da die globale Lebensmittelversorgung zu einem erheblichen Teil auf
intakten Ökosystemen beruht, ist auch der Mensch hiervon unmittelbar betroffen. Die besondere Brisanz des Themas kann man auch daran erkennen, dass die 9. UN-Naturschutzkonferenz im kommenden Mai
in Bonn dem Erhalt der Biologischen Vielfalt eine besondere Bedeutung zuspricht und somit verdeutlicht, dass dies neben dem Schutz des Weltklimas eine besondere und nur gemeinsam zu bewältigende
Herausforderung darstellt.
© Bildnachweise für Fotos im Header: Naturschutzeinsatz: NAJU / Martin Scharke; Kinder: NAJU / Franz Fender; Ornitholog*innen: NAJU