NAJU-Kernforderungen zur Bundestagswahl 2025

Die kommende Legislaturperiode ist von entscheidender Bedeutung. Kinder und junge Erwachsene als Vertreter*innen der zukünftigen Generationen werden noch am längsten mit den Auswirkungen der politischen Entscheidungen der kommenden Legislaturperiode leben müssen. Damit geht einher, dass die Perspektiven und Forderungen junger Menschen ein zentrales Anliegen der zukünftigen Bundesregierung sein müssen. 

 

Die NAJU (Naturschutzjugend im NABU) begleitet die Bundestagswahl kritisch 2025 und vertritt als Jugendverband mit über 120.000 Mitgliedern die untenstehenden Kernforderungen für Kinder und junge Menschen aus ganz Deutschland.

Investitionen in die Zukunft: Für eine positive Perspektive und das Engagement junger Menschen!

 

Die Herausforderungen, mit denen sich vor allem junge Menschen konfrontiert sehen, sind groß. Insbesondere ein marodes Bildungssystem, der aktuelle Umgang mit der Klima- und Biodiversitätskrise, die anhaltende Inflation und andauernde Kriege verstärken das Gefühl junger Menschen, einer unsicheren Zukunft entgegenzusehen. Sparpläne, die Kürzungen vor allem im sozialen Bereich und in der Jugendarbeit vorsehen, sind rückwärtsgewandt und verstärken diese Unsicherheiten nur. Stattdessen benötigen wir gezielte Investitionen, um jetzt ein nachhaltiges Fundament für die Zukunft kommender Generationen zu schaffen und trotz der aktuellen Krisen junge Menschen zu motivieren, sich selbst zu verwirklichen und ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. Im Interesse zukünftiger Generationen können wir es uns nicht leisten, auf dem aktuellen – viel zu niedrigen – Investitionsniveau zu verharren.

 

Dazu braucht es:

• Eine Abkehr von der Schuldenbremse: Das Ausbleiben von Investitionen in eine nachhaltige Zukunft aufgrund aktueller Sparbemühungen, kommt den jungen und zukünftigen Generationen langfristig deutlich teurer zu stehen. Die heutige Ausgestaltung der Schuldenbremse ist nicht generationengerecht. Mit einer Abkehr von der Schuldenbremse werden endlich Investitionen getätigt, die einen nachhaltigen Beitrag für unsere Zukunft und die der kommenden Generationen leisten.

• Eine Verstetigung und Dynamisierung des Kinder- und Jugendplans: Jugendverbände und die freie Jugendarbeit übernehmen in der heutigen Zeit nicht nur wichtige Aufgaben der außerschulischen Bildung, sondern sind als Werkstätten der Demokratie ein zentraler Pfeiler, um junge Menschen dazu zu motivieren, sich gesellschaftlich in den verschiedensten Bereichen zu engagieren. Aufgrund der fehlenden Dynamisierung der finanziellen Ausgestaltung des Kinder- und Jugendplans bei gleichzeitig anhaltender Inflation sehen sich Jugendorganisationen und weitere Akteure in der Jugendarbeit zunehmend Kürzungen ausgesetzt. Damit dieses für die Verteidigung demokratischer Werte so wichtige zivilgesellschaftliche Engagement auch in Zukunft Bestand hat, braucht es einer verlässlichen Finanzierung, die u.a. durch eine Dynamisierung und Aufstockung des Kinder- und Jugendplans sichergestellt werden muss. 

• Eine neue Form der Wertschätzung und Förderungen jungen Engagements: Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, sehen sich häufig mit Herausforderungen konfrontiert, die alles andere als wertschätzend sind. Anstatt über die Wiedereinführung eines Wehr- und Pflichtdienstes zu debattieren, braucht es ein übergreifendes Bundesprogramm für zivilgesellschaftliches Engagement. Durch eine gesicherte und bedarfsgerechte Finanzierung der Freiwilligendienste und gezielte Förderprogramme zur Weiterbildung, Anerkennung und finanziellen Entlastung werden strukturelle und finanzielle Anreize geschaffen, sich ehrenamtlich zu engagieren – unabhängig von Herkunft, Alter und Einkommen.

 

Ambitionierten Klimaschutz als Chance begreifen

Die nächste Legislaturperiode ist entscheidend: Sie stellt die letzte Möglichkeit dar, wesentliche Weichenstellungen vorzunehmen, um die deutschen und europäischen Klimaziele für 2030 tatsächlich zu erreichen. Die Auswirkungen der Klimakrise sind längst mess- und sichtbar. Ihre gesellschaftlichen und historischen Ursachen sind vielfach wissenschaftlich belegt. Neben erheblichen sozialen und ökonomischen Herausforderungen drohen uns und den zukünftigen Generationen durch eine weitere Erhitzung des globalen Klimas irreversible Schäden an Natur und Umwelt. Dabei ist sozialgerechter Klimaschutz alles andere als eine zusätzliche Belastung, sondern die einzige Möglichkeit, um Freiheiten, Lebensgrundlagen und Wohlstand langfristig zu erhalten. Sozialgerechte Klimaschutzmaßnahmen schaffen neue Arbeitsplätze, verringern soziale Ungleichheiten und liefern eine verlässliche Zukunftsperspektive. 

 

Dazu braucht es:

· Den Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern und ein weiterhin ambitionierter, naturverträglicher Ausbau der Erneuerbaren Energien: Deutschland wird international oft als Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien wahrgenommen. Mit der weiteren Förderung fossiler Energieträger gefährden wir nicht nur unsere internationale Glaubwürdigkeit, sondern vor allem ein sicheres Leben auf unserem Planeten. Wir brauchen eine naturverträgliche, sozialgerechte Energiewende mit einem vollständigen Kohleausstieg bis 2030 und einem schnellstmöglichen Ausstieg aus Öl und Gas in Deutschland bis spätestens 2035. Dazu braucht es ambitionierte Maßnahmen (wie Agri-Photovoltaik), um im Einklang mit dem Naturschutz eine vollständige Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu erreichen. 

· Das Ausmaß der Klimakrise durch internationale Zusammenarbeit wirksam begrenzen: Als Land mit hohen historischen Emissionen und hohem wirtschaftlichem Einkommen steht Deutschland in der Verantwortung, seinen fairen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung zu leisten und insbesondere besonders betroffene Staaten zu unterstützen.

• Die Einführung des überfälligen Klimageldes & der Abbau von klimaschädlichen Subventionen: Die bisherigen Maßnahmen des Klimaschutzes belasten insbesondere Personen mit einem niedrigen und mittleren Einkommen und führen zu einer zunehmenden Zurückhaltung gegenüber weiteren Maßnahmen. Durch die anteilige Auszahlung der Einnahmen aus einem steigenden CO2-Preis wird eine Entlastung der betroffenen Haushalte und eine neue Akzeptanz für Klimaschutz geschaffen. Klimaschädliche Investitionen, die insbesondere Besserverdienenden nützen, müssen zudem abgeschafft werden.

· Eine zusätzliche Förderung des Deutschland-Tickets: Die Einführung eines deutschlandweit gültigen Tickets für den Nahverkehr entlastete insbesondere Menschen mit einem geringen Einkommen und führte zugleich zu einer Steigerung der Attraktivität des Öffentlichen Nahverkehrs. Durch die angekündigte Erhöhung des Ticketpreises ist die Wirkung der Maßnahme akut gefährdet.  Mit einem deutschlandweiten Jugend- und Sozialticket wird allen Menschen eine klimaschonende und kostengünstige Form der Mobilität ermöglicht.

• Ein Maßnahmenpaket für eine nachhaltige Mobilität: Der Verkehrssektor gehört weiterhin zu den Bereichen, in denen bisher die geringsten Einsparungen an  klimaschädlichen Emissionen erzielt werden konnten.  Die bisherige Verkehrspolitik bevorteilt den motorisierten Individualverkehr, während Maßnahmen für eine klimafreundliche Mobilität zu langsam umgesetzt werden. Es braucht ein Maßnahmenpaket, bestehend aus einem sofortigen Stopp aller Straßenneubauten, der Einführung eines Tempolimits von 120 km/h auf Autobahnen bei gleichzeitigen großen Investitionen in die bestehende Infrastruktur und den Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs. 

• Wirksame Beteiligung der besonders Betroffenen: Ein Grundpfeiler einer gerechten Klimapolitik ist die Beteiligung der am stärksten betroffenen Gruppen an Entscheidungsprozessen. Junge Menschen, BIPoC, LGBTQIA+ und andere marginalisierte Gruppen sind nicht nur stärker von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen, sondern tragen gleichzeitig mit ihren Perspektiven auch wesentlich zu Lösungen bei. Politische Entscheidungsträger*innen sind in der Verantwortung, ihre Anliegen ernst zu nehmen und sie zu aktiven Mitgestalter*innen zu befähigen.

 

Natur als wichtigste Lebensgrundlage für zukünftige Generationen schützen!

Nicht nur global, sondern auch in Deutschland sehen wir, dass Naturräume durch die Industrialisierung der Landwirtschaft, den viel zu hohen Flächenverbrauch und den menschlichen Eingriff in wertvolle Ökosysteme akut gefährdet sind. Ein Fortschreiten des Verlustes von Biodiversität können wir uns nicht erlauben. Die Natur ist die wichtigste Lebensgrundlage für jetzige und zukünftige Generationen. Die bisherigen Anstrengungen zum Schutz von Natur, Boden, Luft und Wasser stehen nicht im Verhältnis zu ihrer Bedeutung für unser Leben. Mit den richtigen politischen Entscheidungen und Maßnahmen können wir der Natur endlich die Bedeutung beimessen, die sie für uns hat.

 

Dazu braucht es: 

• Den Umbau des jetzigen Agrarsystems zu einer naturverträglichen Landwirtschaft: Das derzeitige Agrarsystem schadet der Natur, dem Klima und den Landwirt*innen selbst. Mit den Ergebnissen der Zukunftskommission Landwirtschaft liegen konkrete Vorschläge für den Umbau hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft vor, die sowohl von Landwirt*innen- als auch von Naturschutzverbänden getragen werden. Zusammen mit weiteren Maßnahmen müssen diese Konzepte in der kommenden Legislaturperiode umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem eine Steuerreform für Lebensmittel, Maßnahmen zur Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 und eine Ausgestaltung von Förderprogrammen, die sowohl der Natur als auch den Landwirten*innen helfen. 

· Die Aufstellung eines nationalen Wiederherstellungsplans für die Natur in Deutschland und die Stärkung von Natur als grüne Infrastruktur: Infolge der EU-Wiederherstellungsverordnung braucht es jetzt einen ambitionierten nationalen Wiederherstellungsplan. Dieser muss die Wiederherstellung der Natur innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten vorantreiben und stärken. Unsere Naturflächen müssen als überlebenswichtige essenzielle Grüne Infrastruktur verstanden und geschützt werden. Mit einem starken Naturflächengesetz werden neue Maßstäbe für den Naturschutz geschaffen.

• Eine deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs: Unsere Naturflächen sind eine wertvolle Grundlage für unsere biologische Vielfalt, für Klimaschutz und -anpassung und für die Produktion von Nahrungsmitteln. Mit der derzeitigen Flächeninanspruchnahme von zusätzlich über 50 ha pro Tag verbraucht Deutschland diese wichtige Ressource  auf Kosten zukünftiger Generationen. Mit den richtigen politischen Maßnahmen muss das Ziel verfolgt werden, den Flächenverbrauch mittelfristig bis 2030 auf 20 ha/Tag zu reduzieren. Langfristig braucht es ein Null-Hektar-Ziel.

 

 

Das Positionspapier zum Download

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Kontakt zur NAJU

NAJU (Naturschutzjugend im NABU)

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